Schottland 2010 


Samstag der 7. August

Pitlochry, Perthshire - Dornoch Firth, Meikle Ferry


4. Tag


Ein Blick aus dem Fenster verrät uns, es ist trocken und sehr sonnig. 9 Uhr haben wir uns zum Frühstück angemeldet, unser erstes schottisches Frühstück der Tour, ich freu mich darauf. Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit Probesitzen im Kaminzimmer und im Garten.


 

im Kaminzimmer


im Garten


Frühstück ist fertig...


       

Scottish Breakfast...


... das ist gebratener Bacon und Würstchen, Spiegelei, gegrillte Tomate, gebratene Mushrooms, Black Pudding und Hash Browns.









 Nach diesem grossen und fettreichen Frühstück, bepacken wir langsam die Motorräder und machen uns für die Abfahrt bereit. 


Gegen 10 Uhr sitzen wir auf den Böcken und fahren die Hauptstrasse entlang Richtung Inverness.








Übrigens, die A9 ist die längste Strasse Schottlands, sie führt von Falkirk (Zentralschottland) nach Thurso (Nordschottland), insgesamt eine Strecke von 439 Km. Davon fuhren wir gestern 44 Km. 


Blair Castle


Links von uns, entdecken wir die Burg Blair Castle, im gleichnamigen Dorf Blair Atholl. Sie wurde im Jahre 1269 von einem schottischen Adligen erbaut und ist seit über 700 Jahre die Heimat der Familie Atholl. Heutiger Besitzer der Residenz ist, George Iain Murray, der 10. Herzog von Atholl. Er hält die noch einzige Privatarmee in Europa, sie sind kein Teil der britischen Armee, sie stehen unter dem Kommando des Duke of Atholl (Familienoberhaupt). Sie, das sind die Atholl Highlanders, eine Armee, bestehend aus ungefähr 80 Mann. Früher zur Verteidigung der Burg und der Umgebung stationiert und heute nur noch im Dienst zu Präsentationszwecken.






Mit der Auffahrt auf diesen Parkplatz enden die Lowland und somit auch die Region Perth and Kinross. Wir befinden uns jetzt in den südlichen Highlands, genauer gesagt, in den Grampian Mountains.






Die Highlands sind durch das grosse Tal Great Glen in zwei Teile geteilt, zum einen der südliche Teil die Grampian Mountains und der nördliche Teil die Northwest Highlands. Das Gebiet hier in den Grampians ist erdgeschichtlich älter als der Atlantik.


 

Grampian Mountains, sügliche Highlands


     

Dalwhinnie Destillerie


Die Whiskybrennerei ist die höchstgelegene produzierende Destillerie in Schottland. Sie wurde 1897 unter dem Namen Strathspey gegründet. In Dalwhinnie verlassen wir die längste Strasse Schottlands, um über die A889 auf die A 86 Richtung Fort William zu kommen. Unterwegs machen wir tolle Bilder von nordöstlichen Teil des Stausees Loch Laggan. Er ist ziemlich schmal und sehr lang. Neben ihm her führt die A86. Es ist herrlich hier zu fahren!


auf der A86 bei Kinloch Laggan, Grampian Mountion


 

Loch Laggan, Grampian Mountains


Loch Laggan, Grampian Mountains


Auf diesem Parkplatz kurz hinter Roughburn, befindet sich der Laggan Dam, ein Damm am River Spean am südwestlich von Loch Laggan. Er ist etwa 210 Meter lang und 48 Meter hoch.


     

Parkplatz beim Laggan Dam



   Laggan Dam


Mittlerweile ist es 12:30 Uhr, wie die Zeit vergeht... 


Micha hat schon wieder Hunger, also Weiterfahrt auf der A86. Nach einer halben Stunde kommen wir in Spean Bridge, einer kleinen Ortschaft im Great Glen an. Hier biegen wir auf die A82 Richtung Inverness ab. Nach ein paar Meter strahlt uns der Little Chef von Spean Bridge an. Für Micha ein Burger und für mich ein Sticky Toffee Pudding mit Vanilleeis und ein Glas Milch, lecker!


Spean Bridge Little Chef


Spean Bridge Little Chef


Ziemlich warm ist es geworden die Sonne knallt regelrecht, sehr ungewohnt für Schottland. Für uns aber sehr gewohnt, die Trägheit nach dem Essen! Just in diesem Moment könnten wir uns auf die Isomatten legen und ein kleines Nickerchen machen. Wir müssen aber weiter, keine halbe Stunde später stehen wir wieder auf einem Parkplatz.


Parkplatz Commando Memorial


Das ist der Parkplatz für das Commando Memorial, direkt an der Kreuzung der A82 und der Strasse nach Achnacarry, einer kleinen Wohnsiedlung. 

Dieses Kriegerdenkmal ist den britischen Commando Truppen gewidmet, die zwischen 1939 und 1945 in Achnacarry im zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden.




Auf der Gedenktafel am Sockel des Denkmales steht:

"Zur Erinnerung an die Offiziere und Männer der Kommandos, die im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 starben. Dieses Land war ihr Trainingsgelände"



Weiter Richtung Inverness, nach 40 Min schon der nächste Halt in Invermoriston. Micha hat eine Brücke entdeckt. Wir parken auf dem Platz neben der Glenmoriston Millenium Hall. Während Micha die ganze Strasse wieder zurückläuft und die Brücke sucht, wache ich über unser Gepäck. Ich sitze auf einem Rasenstück und lass mir die Sonne ins Gesicht strahlen. Direkt neben mir will auch ein Maulwurf in die Sonne sehen, ich sehe aus dem Augenwinkel wie sich die Erde bewegt. Meine Kamera... Mist, die hab ich Micha mitgegeben. Keine Bilder von Maulwurf, aber hier einige von der Brücke.





Die Thomas Telford-Bridge von Invermoriston überquert die spektakulären Moriston-Wasserfälle. Die 1813 erbaute Brücke war Teil der Hauptstrasse zwischen Drumnadrochit und Fort Augustus, bis sie in den 1930er Jahren durch eine neue Brücke ersetzt wurde. Heute ist es ein großartiger Ort um tolle Fotos zu machen und Lachse springen zu sehen.




Thomas Telford-Bridge


Thomas Telford-Bridge


Bei einem Espresso und einer Cola planen wir auf der Terrasse des Glen Rowan Restaurant den Ablauf des restlichen Tages. Es ist 15:30 Uhr unser Ziel für heute bis nach Inverness zu fahren, würden wir in 50 Km erreichen. Wir entscheiden, nachdem wir Inverness hinter uns gelassen haben, die Strecke für den morgigen Tag anzureißen.


Glen Rowan Restaurant & Coffee Shop, Invermoriston


Aber vorerst noch müssen wir unbedingt bei Nessie vorbei, das liegt auf dem Weg nach Inverness auf der A82. Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness ist ein weltbekanntes Seeungeheuer, eines der bekanntesten Mythen. 


Loch Ness


Der Loch Ness ist ein Süßwassersee und liegt südwestlich von Inverness im Great Glen. Er ist 37 Km lang, 1,5 Km breit und der zweitgrösste See in Schottland. Durch seine maximaleTiefe von 230 Metern ist er der wasserreichste See der Britischen Inseln. Nessie entdecken wir, wie zu erwarten war, nicht. 


In Inverness tanken wir die Kisten voll und kaufen Wasser, Brot und Bier. Danach fahren wir wieder auf die A9, wir erinnern uns, die längste Stasse Schottlands. Die werden wir so lange fahren bis wir keine Lust mehr haben oder einen optimalen Platz fürs Zelt gefunden haben. In Schottland darf man überall sein Zelt aufschlagen. Cool wäre ja ein Meeresarm, es muß auf jedenfall windig sein, wegen der Mücken. Dazu später mehr.


Cromarty Firth


Kurz vor dem Dornoch Firth an der Ostküste Schottlands, sehen wir die Beschilderung für einen Caravan Park. Den schauen wir uns an, Zeit wird es. So fahren wir also im Meikle Ferry Roundabout die erste Ausfahrt Richtung Edderton und Campside ab. Der Park liegt am Südufer des Dornoch Firth, es ist leider nicht möglich die Motorräder neben dem Zelt zu parken und deshalb fahren wir wieder zurück bis zum Kreisverkehr. Wieder auf die A9 mit der nächsten Ausfahrt, an einer Haltebucht auf der Dornoch Firth Bridge halten wir Ausschau. 


The Dornoch Firth Bridge



auf der Dornoch Firth Bridge


Michas Blick geht nach Nordwest dort hat er eine gute Stelle gesichtet. Dort fahren wir jetzt hin. Die erste Strasse nach links biegen wir ab, anhand der Schildern erkennt man, Meikle Ferry North (No Ferry) und Sackgasse. Na dann mal los, diese unbekannte Single Track Strasse in die wir eingebogen sind ist echt toll, frisch asphaltiert aber unheimlich schmal. Sie geht am Nordufer des Dornoch Firth entlang. Links und rechts neben uns wundervolle grünen Rasenflächen, ideal für unser Zelt, doch überall abgezäunt. Hier ist ein Golfclub, ich bezweifle langsam das wir hier nirgendwo zelten können. Doch am Ende der Strasse, nach 2 Km entdecken wir, einen möglichen Platz.


Ende der unbekannten Strasse


Ein schöner ruhiger Ort, hier steht ein grosses Wohnhaus, vielleicht ein Ferienhaus und eine Anlegerstelle der damaligen Fähre.


Meikle Ferry, Dornoch Firth



          


Meikle Ferry Disaster


Ströme & Schreie

Damals, als es noch keine Brücke gab, war das Meikle Fährschiff die einzige Möglichkeit den Dornoch Firth zu überqueren. Am 16. Juli 1809 war diese Fährüberfahrt die Szene eines tragischen Unfalls. An jenem Tag wollten mehr als 100 Menschen, von der Nordseite des Firths an die entgegengesetzte Küste nach Tain. Diese Menschen wollten auf den Markt in Tain um dort Geschäfte zu machen, sie hatten ihr ganzes Hab und Gut dabei. Das Fährschiff war ein grosses ruderndes Boot mit einem Segel. Mit mehr als 100 Menschen an Bord war das Boot überfüllt und lag zu niedrig im Wasser. Ein Passagier wies den Fährmann darauf hin, er aber setzte fort, er drehte Breitseite zu den Gezeiten (Ebbe und Flut). Minuten später wurde das Boot von einer grossen Welle überschwemmt und sank fast sofort. 12 Menschen schaften es zur Küste zu schwimmen und 99 Menschen ertranken bei der Katastrophe. Fast jede Familie in diesem Gebiet hat jemanden verloren, das Vermögen dieser Familien ist mit dem Boot gesunken. Es gab eine dringliche Bitte um Geld, um den Familien zu helfen. Der Meikle Fährfond wurde gegründet, die Gesamtsumme belief sich auf 2.900 Pfund und half somit 200 Menschen.



Etwas abseits des Mahnmals lassen wir uns, nach einigen Bedenken, doch nieder. Es ist 19 Uhr und so langsam sollten wir zur Ruhe kommen. Also absatteln, aufbauen, einräumen, vorbereiten, wühlen, kramen und sortieren. Micha ist ganz schlau und stellt sich sein Bier ins Wasser zum kühlen, ich trinke meins lieber warm.


... eine Stunde später, das Essen ist fast fertig. Heute gibt es, Försterin, eine Trekking- Mahlzeit von Globetrotter Lunch. Ein Ragout von Nudeln, argentinischem Rindfleisch, Tomaten, Champignons, Würzmittel und Sahnepulver.


          



Zum Essen will sich Micha sein gekühltes Tennents aus dem Firth holen, doch er kann es nicht wieder finden. Es ist weg, denn der Wasserspiegel ist gestiegen. Pech gehabt... Meins möchte er nicht, ist ihm zu warm. Ich muss sagen, diese gefriergetrocknete Nahrung ist gar nicht mal so übel. Bei unserer Schottlandtour 2007 waren wir auch mit diesen Tüten unterwegs und für Tage wie dieser einfach genial. Uns sättigt die Malzeit sehr schnell, der Topf wird gerade mal halb leer. Später als es dunkel ist, sitzen wir im Schein unserer Lampe und hören schottischen Klängen aus dem iPod Lautsprecher zu. 


Tagesstrecke: 200 Km

Gesamtstrecke: 790 Km

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